Joshua:
All Colours are Beautiful mit Lucy und Joshua und jetzt einmal direkt ins Blaue.
Lucy:
Wann ist eigentlich Blue Monday?
Joshua
Was hat blaues Licht mit Suiziden zu tun?
Lucy:
Blau machen oder blau auf Arbeit? Wir haben den Experten zur Farbe Blau befragt.
Lucy
Der Blue Monday. Es gab verschiedene Erklärungen. Wo kommt eigentlich dieser Blue Monday her? Es ist eine berühmte Rechnung von Dr. Cliff Arnell. Ich hoffe, ich habe es richtig ausgesprochen. Und Dr. Cliff Arnell hat eine Formel zum Unglück aufgestellt, und zwar eine Formel zum traurigsten Tag des Jahres. Und das soll der dritte Montag im Januar sein?
Er hat da verschiedene Faktoren zur Berechnung bestimmt und berechnet. Das war zum einen das Wetter, weil am 3. Januar, dritten Montag im Januar das Wetter so kalt und nass ist. Dann ist ein weiterer Faktor Schulden. Von den zahlreichen offenen Jahresrechnungen sind Menschen an dem Tag anscheinend besonders verschuldet. Der Lohn steht noch aus. Kurz vor dem nächsten Lohn mit den Schulden vom alten Jahr.
Zusammen mit den ersten guten Vorsätzen des Jahres, welche schon überworfen wurden und die Motivation und der Energiehaushalt einfach extrem niedrig. Wenige Sonnenstunden. Alle sind traurig und es ist kalt. Es gibt wenig Bedürfnis aktiv zu werden. Es gibt wenig Motivation. Und so wurde dieser traurigste Tag des Jahres, der dritte Montag im Januar, errechnet. Ob das so stimmt, kann man sich fragen.
Könnte natürlich auch einfach ein Marketingtrick sein. Denn das kam auch auf zu diesem Zeitpunkt, dass es eventuell ein Reiseunternehmen in Auftrag gegeben hat, dass dadurch so eine große Welle gemacht wurde, um diesen traurigsten Tag des Jahres zu bestimmen. Um Menschen dazu zu motivieren, vielleicht doch noch mal in die Tropen zu fahren, irgendwo hinzufahren, wo es warm ist. Aber gleichzeitig ist der Januar für viele Menschen ja schon auch ein eher Stimmungstief Monat.
Joshua:
Zumindest hier in Europa oder in Deutschland. Aber das macht ja auch gerade was. Was mich noch fasziniert, dass an dem Tag auch besonders wenig Sonnenstunden, also Gelb in der Welt ist. Gelb ist die Komplementärfarbe von Blau, interessant daher das am Blue Monday wenig der gegensätzlichen Farbe existiert. Irgendwie spannend.
Ich hatte demletzt auf Instagram ein Reel gesehen und da ging es um blaues Licht und den Einfluss, den blaues Licht auf unseren Gemütszustand haben kann. Das soll nämlich beruhigend wirken. Und die große Schlagzeile war, das Japan 2009 die Beleuchtung an ihren, zumindest zwölf oder 13 Bahnhöfen, auf Blau, auf ein helles Blau umgestellt hat, um einer hohen Suizidrate an den Bahnhöfen entgegenzuwirken.
Das haben so Licht-Experten vorgeschlagen und das wurde getestet. Tatsächlich habe ich das noch mal nachgegoogelt und nachrecherchiert. Und auch nach einer Recherche der Süddeutschen Zeitung ist durch die Verwendung von blauen Licht die Anzahl an Suiziden an den Bahnhöfen um 74 % gesunken. Und dann war ich so Wow, Krass. Aber auch skeptisch, was die Zahlen angeht. Tatsächlich hat aber auch der britische Flughafen Gatwick an seiner Bahnstation das Licht geändert und ebenfalls positive Ergebnisse erzielt, weil auch dort scheinbar eine höhere Suizidrate war. Und in Japan sind die Stadtplaner dann durch die positiven Ergebnisse noch weiter gegangen und haben sich gedacht Na ja, wir haben hier in dieser Stadt namens Nara, in dieser Stadt ein paar Straßenzüge, die besonders viele Straßenkriminalität haben, wie auch die Lampen ausgetauscht gegen blaues Licht und konnten einen Rückgang von 9 % in der Kriminalitätsstatistik beobachten.
Crazy, Das klingt halt absolut aus der Luft gegriffen. Alles. Aber in Schottland und Glasgow dachten sie sich dann Hä? Wenn das so gut funktioniert, probieren wir das auf unseren gefährlicheren Straßen auch mal! Und tatsächlich Auch da wurde ein Rückgang der Straßenkriminalität beobachtet. Also ganz spannend Eigentlich ein Farben demnach bzw blau in dem Fall schon einen Einfluss darauf, wie wir uns verhalten und kann uns vielleicht beruhigen.
Warum Lucy? Warum heißt das Blaulicht denn eigentlich Blaulicht? Das habe ich mich schon immer gefragt.
Lucy:
Ich habe herausgefunden, dass blaues Licht wegen der hohen Wellenlänge ziemlich gut in Dunkelheit, Nebel und auch schlechten Lichtverhältnissen sichtbar ist und sich dadurch auch noch mal abhebt von anderen Lichtern, die man so auf der Straße sieht, wie Straßenlaternen oder auch Lichtquellen von Autos. Und deswegen wurde blau gewählt. Außerdem auch sehr spannend. Wird Blau weniger als bedrohlich empfunden. Deswegen hat man sich überlegt, dass Blaulicht effektiv ist.
Denn mit dem Signal oder einer Sirene wird erst mal Aufmerksamkeit erzeugt. Und durch das Blaulicht soll dann aber auch irgendwie noch eine Ruhe vermittelt werden, weil rotes Licht zum Beispiel viel mehr Gefahr und Unruhe vermittelt und dann dadurch die Menschen, die es sehen, tendenziell noch unruhiger machen könnte als eh schon durch eine Sirene. Und symbolisch wird Blau oft mit Autorität, Verlässlichkeit und Sicherheit assoziiert und in vielen Kulturen auch mit Vertrauen und Professionalität.
Daher hat sich dann das blaue Licht so manifestiert, als also als einfach gute Wahl für diese Kombination aus Aufmerksamkeit, aber auch fuhr.
Joshua:
Ich finde auch, dass es sehr gut sichtbar ist, gerade nachts, wenn ein Blaulicht vorbeifährt. Das blendet schon gut. Funktioniert auf langen Strecken auch. Finde ich ganz gut. Ja, hebt sich ab im Alltag.
Lucy:
Total. Und ich meine das mit der Ruhe. Das geht ja auch irgendwie Hand in Hand mit der Beleuchtung, was du in Japan erzählt hast.
Joshua:
Und es zeigt auch, wie wenig blaues Licht wir tatsächlich in unserem Alltag haben, weil sich Blaulicht als Licht im Alltag so gut abhebt. Das stimmt.
Joshua:
Herzlich willkommen zu den blauen News. Ich habe mir gedacht, ich gucke jetzt einfach mal bei den Nachrichten, wenn ich da blau eingebe. Was sind denn gerade die Renner in der blauen Welt? Jetzt halte ich fest, ganz fest. Auf dem Weihnachtsmarkt in Braunschweig bekommen herkömmliche Snacks blaue Konkurrenz. Des stand „SuppKultur“ verkauft eine blau gelbliche Pastinaken Birnen Suppe. Nein, verrückt. Man darf sich da von der Farbe nicht täuschen lassen. Soll sehr lecker sein.
Am 19. November wurde der große Rathausturm. Vielleicht hast du das gesehen blau geleuchtet. Weißt du, warum?
Lucy:
Nein.
Joshua
Das Ganze war Teil der UNICEF Aktion. #TurntheWorldblue. Und zwar wurde dabei auf Kinderrechte aufmerksam gemacht. Die Farbe Blau ist die offizielle Farbe der Kinderrechte.
Die Südwest Presse hat vor ein paar Tagen nach Wochen des Nebels und Schleiers am Himmel festgestellt, dass das Himmelsblau noch existiert. Als die Wolken sich verzogen.
Die in Style schreibt, dass die Blue Jeans für den Winter 2024 leider out ist.
Und der Sebastian Blau Preis? Hast du von dem schon mal gehört?
Lucy:
Leider noch nicht.
Joshua:
Das ist ein Preis für den schwäbischen Mundartwettbewerb und der ging in diesem Jahr an den sogenannten Linkmichel. Genau. Also Sebastian Blau war ein einflussreicher schwäbischer Schriftsteller.
Dazu will ich jetzt zum Abschluss auch noch zu den Blaussichten kommen. Und zwar dachte ich mir, der November braucht einfach einen Hexcode. Wir brauchen was, woran wir uns festhalten können, denn es ist ja alles immer grau und so und da brauchen wir ein Blau für.
Lucy:
Und woran kann man sich besser festhalten als an einem Hex-code…
Joshua:
Halte dich fest. Und zwar #2C50EH ist ein Mitternachtsblau und das soll uns mit Ruhe und Besinnlichkeit auf die kürzer werdenden Tage vorbereiten und uns natürlich perfekt auch auf kuschelige Abende oder eine Tasse Tee einstimmen.
Also blau ist ja auch in der Kunstwelt super, super spannend. Da gibt es ja ganze Kunst Genres, die sich mit Blau auseinandersetzen. Aber es gibt auch zum Beispiel ein tolles Verfahren. Das war das erste Verfahren, das mit der Fotografie in Verbindung gebracht wurde, nämlich der Blaudruck. Ich habe ja auch so ein Bild in meiner Wohnung hängen, das ganz blau ist usw, Aber wie gesagt, das ist nichts anderes als eine Blaupause.
Man hat so ein Papier, das mit so einem Silber-Eisengemisch bestrichen ist und lichtempfindlich ist und dann kann man Sachen drauf legen und das ganze entwickelt sich mit dem Licht. Und genau durch diese Mittel wird es dann im Prinzip später blau, was belichtet wurde.
Lucy:
Ich hab mal eine Frage an dich was ist noch mal eine Blaupause? Mir ist es ein Begriff, aber ich weiß gar nicht mehr genau, Ist das aus diesem Druck oder.
Joshua:
Genau in dem Zusammenhang mit der Cyanotypie. Könnte man das von Abpausen ableiten, weil man eben dieses Papier hat. Das kennst du ja zum Beispiel auch von dem blauen Papier, das man unter andere Papiere legt und dann schreibt man was und das paust sich durch bei diesem Druckverfahren. Es ist sehr ähnlich, dass du einfach Sachen drauflegst und es wird ja nicht händisch gezeichnet, sondern es lässt sich auf etwas anderes ab und genau daher könnte die Blaupause kommen.
Lucy:
Okay.
Joshua:
Tatsächlich spielt Blau da auch so ein bisschen bei anderen Künstlern eine Rolle. Zum Beispiel einen Künstler, der zwischen 1928 und 1962 gewirkt hat. Yves Klein, das war ein französischer Künstler und Vorreiter der Konzeptkunst und des Nouveau Realisme. Er ist ganz bekannt dafür, dass seine monochrom Werke insbesondere eines charakteristischen klaren Blaues, eines Ultramarins, welches er eigens entwickelt hat und das seinen Stil geprägt hat.
Es schuf Bilder, die einfach nur mit dieser Farbe gemalt wurden, also komplett in Blau. Und das hat so ein bisschen eine intensive meditative Wirkung. Also ganz spannend die Bilder. Ganze Räume, im Prinzip auch mit Blau gefüllt und Konzepte dafür entwickelt. Yeves Klein war ein radikaler Blaukünstler gewesen. Lohnt sich da mal rein zu gucken.
Vielleicht können wir da gerade mal überleiten von den Augen, mit denen wir Farben sehen können zu den Ohren. Und da ist natürlich dann auch die Frage Wie hören wir denn Farben? Können wir Farben überhaupt hören? Wie ist das denn bei dir, wenn du dich konzentrieren muss oder so zum Einschlafen? Er hörst du ja gerne den Podcast an oder irgendwelche anderen Dinge?
Lucy:
Zum Einschlafen eher nicht. Zum Konzentrieren vielleicht. Vielleicht eher ja mal spontan, aber ich bin da nicht so festgelegt.
Joshua:
Okay, aber es ist dann so Meeresrauschen oder?
Lucy:
Ähm, ich
würd sagen Music to concentrate.
Joshua:
Ach, der Klassiker.
Lucy:
Irgendwelche Pads, die so unterschwellig rumrauschen, aber nicht so sehr zu klassischem Rauschen oder Wind oder so.
Joshua:
Es gibt tatsächlich Leute, die sich für spezifische Fälle Rauschen anhören. Vielleicht bist du ja auch mal drüber gestolpert, Zumindest in meiner Bubble. So mit 17, 18 war das plötzlich voll der Trend. Die sogenannte Psychoakustik.
Wo dann Freunde meinten „Oh ja, komm, wir setzen uns hin und hören uns das Rauschen XY an, dann fühlen wir uns nach zehn Minuten high oder so“. Hat natürlich nicht geklappt. Jedenfalls gibt es ganz unterschiedliche Frequenzen von Rauschen, die auch mit Farben benannt sind und das Ganze wird dem Farbspektrum und der Wellenlänge zugeordnet. Also das klingt so ein bisschen, wie wenn man damals beim Röhrenfernseher eingeschaltet hat und bemerkt hat, dass die Satellitenschüssel falsch ausgerichtet ist.
Es rauscht einfach nur und das halt in verschiedenen Frequenzen und wird aber ernsthaft auch in der Therapie angewendet. Zum Beispiel in der Tinnitus Therapie wird das sogenannte „weiße Rauschen“ angewendet. Und jetzt kommen wir zu den Farben, denen auch so ein bisschen Dinge zugeschrieben werden, wo es auch nicht ganz erwiesen ist, ob die Wirkung tatsächlich erzielt wird. „Rosa Rauschen“ soll zum Beispiel beim Beruhigen oder Einschlafen helfen, genauso wie „braunes Rauschen“.
„Grünes Rauschen“ soll ebenfalls entspannen. Und jetzt sind wir heute bei der Folge Blau. Es gibt natürlich auch das blaue Rauschen.
Was glaubst du denn, ist für was könnte das blaue Rauschen gut sein?
Lucy:
Also nach den ganzen anderen Assoziationen von Licht würde ich jetzt denken, dass es auch beruhigend ist.
Joshua
Tatsächlich sagt das Internet, dass das blaue Rauschen eine belebende Wirkung haben soll, welche uns dabei hilft, uns zu konzentrieren und uns anspruchsvollen Aufgaben zu widmen. Das soll damit zusammenhängen, dass eben die Umgebungsgeräusche von diesem blauen Rauschen ganz toll überspielt werden. Da werde ich echt nur noch mal hinterher schieben, dass die tatsächliche Wirksamkeit einfach nicht erwiesen ist. Aber probieren kann man sie auch und wenn's hilft, dann hilft.
Lucy:
Wir haben ja jetzt schon über Blau in verschiedenen Lebenssituationen und Umständen gesprochen. Natürlich spielt Blau auch in der Musik eine riesige Rolle und wir haben euch zwei Songs mitgebracht, in denen es sich auch um Blau dreht. Es gibt natürlich total viele, deswegen mussten wir uns jetzt für zwei entscheiden.
Joshua:
Genau. Mit welchem wollen wir anfangen? Mit deinem oder mit meinem? Wir können es auch aus Schnick-Schnack-Schnucken. „Schnick“ Also wir haben beide Schere gewählt. Okay, du darfst.
Lucy
Das war blaue Augen von Ideal. Dieser Song wurde 1980 veröffentlicht und ist für mich auf jeden Fall legendär.
Joshua:
Ich kannte den tatsächlich noch gar nicht. Aber mega toll. Ich meine, blaue Augen sind auch einfach schön. Wundert mich nicht, dass irgendwer seine Faszination über blaue Augen verarbeitet, weil ich schon tiefgründig und auch. Man kann einfach viele Assoziationen zu schönen blauen Augen finden.
Lucy:
Ja, auf jeden Fall lustig sind wir beide. Keine blauen Augen haben.
Joshua:
Genau. Aber schön sind sie trotzdem.
Lucy:
Schön sind sie.
Joshua:
Ich habe auch einen Song mitgebracht, der auch was mit blauen Augen zu tun. Interessanterweise sind blaue Augen spielen eine große Rolle, glaube ich. In der Musik. Ich habe diesen Song mitgebracht.
Joshua:
Das war „Behind Blue Eyes“ von The Who. Und zwar finde ich da ganz spannend, wie so der Unterschied im Sprachgebrauch ist und im Verständnis von der Farbe Blau zwischen, wie wir es im Deutschen wahrnehmen und wie es auch im Englischen konnotiert ist, weil das Blau im Englischen ist mit Traurigkeit, Bedrücktheit oder auch Niedergeschlagenheit assoziiert. Genau da sagt man ja auch eher für empfinden oder so und so auch in diesem Kontext.
Von dem Lied ist das sowohl natürlich mit den Augen, aber auch mit dieser Traurigkeit verbunden. Und da finde ich Blau in der englischsprachigen Musik halt ganz spannend, weil man gerade so über Jazz oder auch Blues Blues als ein genre das ja „Blue“ enthält, da hat man auch die Blue Note in den Musiktheorie. Also „blaue Noten“ sind so genannte Halbtöne, die in der Blues Tonleiter genutzt werden. Und die fallen so ein bisschen im Spielen aus dem raus, was wir von normalen Tonleiter gewohnt sind und klingen so ein bisschen traurig oder auch melancholisch. Und so wie der, so wie der Blues selbst halt auch. Und das kommt. Der Blues kommt aus der afroamerikanischen Kultur. Und da hervorgegangen, wird er oftmals auch mit schwierigen Lebenssituationen in Texten verarbeitet, wie zum Beispiel Armut, Stigmatisierung oder auch Liebeskummer.
Und da spielt eben die Farbe Blau oftmals eine ganz große Rolle, um Emotion oder Gefühl auszudrücken.
Lucy:
Ja, ich finde es auch irgendwie total verrückt, dass wir uns beide nicht abgesprochen haben. Beide ein Song über blaue Augen mitbringen und dann die beide. So wie du auch sagst du eine komplett unterschiedliche Konnotation haben.
Joshua:
Genau in deinem ist irgendwie so die Sehnsucht. Die, die die Faszination auch. Von blauen Augen. Von schönen blauen Augen und so von vielleicht auch Verliebtheit und in meinem blaue Augen, die total traurig sind.
Lucy:
Das war es mit der ersten Folge von All Colours are Beautiful.
Joshua:
Wir freuen uns auf die nächste Folge und hoffen, dass ihr bis dahin nicht Rot seht.